Spezialgläser der SCHOTT Schweiz AG

Glas wird in der Architektur so oft und mit einer Selbstverständlichkeit eingesetzt, dass man zumal vergisst, wie viele Variationen und Anwendungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Firma SCHOTT Schweiz AG gehört zu den weltweit führenden Unternehmen für Spezialglas. Sie produziert eine breite Auswahl an Glasprodukten für den Bereich Architektur – von Brandschutz und Sicherheitsglas, über entspiegelte und reflektierende Gläser, bis zu Farbeffekt-, Struktur- und Restaurierungsgläser.
Eine Auswahl von Spezialgläsern und Rohre der Firma SCHOTT Schweiz AG sind neu in der Baumuster-Centrale ausgestellt.

2021.12 01.jpg Glasrohre aus DURAN® Borosilikatglas der Firma SCHOTT Schweiz AG in der SBCZ

Dichroitisches Farbeffektglas
Als dichroitisches Glas wird ein Flachglas bezeichnet, dessen spezielle Beschichtung als optischer Effektfilter wirkt.
Dichroitisches Glas (gr. dichroos = zweifarbig) ist mit einer Beschichtung aus mehreren dünnen Layern mit Interferenzwirkung versehen, sodass sich je nach Einfallswinkel des Lichts verschiedene Transmissionen und Reflexionen ergeben. An Gebäuden erscheint solches Glas je nach Tageszeit in unterschiedlichen Farben.
In der Herstellung werden die Gläser im Tauchverfahren abwechselnd mit hoch- bzw. niedrigbrechenden Schichten versehen, wobei die Transmissionsfarbe durch die Dicke der aufgebrachten Schichten gesteuert wird. Interferenzfilter reflektieren bestimmte Wellenlängen, während sie die anderen durchscheinen lassen. Im Gegensatz zu durchgefärbten Gläsern liegt die Absorption des durchscheinenden Lichtes auf dem Niveau eines herkömmlichen Floatglases, weshalb sich dichroitische Gläser durch Bestrahlung nicht wesentlich aufwärmen. Sie lassen sich in Isolier-, Sicherheits- und Sonderverglasungen integrieren, sind hart, kratzfest und chemisch resistent.
Die Schott NARIMA® Farbeffektgläser sind in sechs Varianten erhältlich.

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Sechs verschiedene Farbtöne des Dichroitischen Farbeffektglasses

Borosilikatglas
1881 gelang dem deutschen Chemiker Otto Schott erstmals die Herstellung von gebrauchsfähigem Borosilikatglas. Die bahnbrechende Erfindung war das Resultat einer systematischen wissenschaftlichen Forschung, die Schott ab 1879 im Bereich der Glasentwicklung betrieb.
Borosilikatglas zeichnet sich durch eine hohe Chemikalien- und Temperaturbeständigkeit aus und ist wegen des geringen Ausdehnungskoeffizienten auch gegen rasche Temperaturschwankungen unempfindlich. Diese Eigenschaften werden vor allem durch die Beimischung eines hohen Anteils an Borsäure erreicht, welche dem Glas auch den Namen gibt. Weitere Zutaten wie z. B. Aluminiumoxid erhöhen die Chemikalienresistenz.
Die CONTURAX® Profilglasrohre von SCHOTT werden aus Borosilikatglas hergestellt. Die grosse Zahl an unterschiedlichen Formen schafft Möglichkeiten für unterschiedlichste Anwendungsbereiche. Die Glasprofile werden in der Industrie, Architektur, Beleuchtung, Möbeldesign, Produktdesign, Kunst und Design verwendet.

2021.12 03.jpg Eine Auswahl von Sonderprofilen aus Borosilikatglas in unterschiedlichen Formen

Restaurierungsgläser
Die Restaurierungsgläser von SCHOTT ahmen je nach Produkt die unregelmässige Oberflächenstruktur von Fensterglas des 18.,19. oder 20. Jahrhunderts nach. Um das farblose, maschinengezogene Glas herzustellen, wird das historische Fourcault-Verfahren verwendet.
Der Belgier Émile Fourcault entwickelte ab 1904 das erste industrietaugliche Ziehverfahren zur Herstellung von Flachglas, welches sich schliesslich ab den 1920er-Jahren als Fourcault-Verfahren weltweit durchsetzte.
Die Glasschmelze quillt bei diesem Verfahren über eine darin eingelassene, rechteckige Ziehdüse und wird unmittelbar danach von Fangeisen seitlich gefasst und vertikal in die Höhe gezogen. Walzenpaare befördern die erstarrende Glasmasse durch einen vertikalen Kühlschacht. Während des Hochziehens kühlt die Schmelze ab, wodurch zusätzlich durch die Erdanziehung bedingt, eine horizontale Wellenbewegung entsteht. Dieses Muster ist auch später in der Fensterscheibe noch sichtbar und der markanteste Unterschied zu den gleichmässigen Gläsern, die im heute gängigen Floatglasverfahren hergestellt werden.

2021.12 04.jpg Die dünnen Restaurierungsgläser der Firma SCHOTT Schweiz AG sind in diversen Ausführung in der SBCZ ausgestellt

Weitere technische und historische Hintergründe zum Thema Glas sind auf materialarchiv.ch zu finden.

SCHOTT Schweiz AG
1884 gründete der Glaschemiker Otto Schott gemeinsam mit dem Physiker Ernst Abbe und dem Optiker und Feinmechaniker Carl Zeiss in Jena, DE ein kleines Glaslabor. Dieses Labor entwickelte und produzierte unter dem Namen Glastechnisches Laboratorium Schott & Genossen völlig neuartige Spezialgläser. Zunächst entstanden optische Gläser, vor allem für die Optische Werkstätte von Carl Zeiss. Aus dem kleinen Glaslabor entwickelte sich im Laufe der Zeit der SCHOTT Konzern als einer der weltweit führenden Spezialglashersteller. Heute werden weltweit 34 Produktions- und Vertriebseinheiten betrieben, darunter auch die SCHOTT Schweiz AG in St. Gallen. Neben den Gläsern für die Architektur entwickelt SCHOTT Produkte in den Bereichen Industrie, Gesundheit, Optik, Consumer Electronics, Astronomie, Luftfahrt und Raumfahrt – um nur eine Auswahl zu nennen.

 

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letzte Änderung: 16.05.2023